Dienstag, 5. Oktober 2010

Nagasaki kunchi 長崎くんち

Gestern hatte ich das große Glueck, den Vorbereitungen zum Nagasaki kunchi 長崎くんち zuschauen zu können. Das eigentliche Fest beginnt erst am 07.10. und wird drei Tage dauern. Jedes Stadtviertel wird dabei einen großen Festivalwagen oder tanzende Drachen durch die Strassen fuehren und die Geschaefte segnen. Ich hatte dem Probezug des sogenannten "Nanbansen" - "Schiff der südlichen Barbaren" - zuschauen koennen. Gemeint sind mit diesen Barbaren die Portugiesen, die 1543 im Sueden Kyushus landeten und dann ab 1577 eine feste Handelsniederlassung in Nagasaki hatten. Festivalwagen sind nichts aussergewoehnliches bei japanischen matsuri 祭り - so werden die religioesen Festivals genannt - aber das Nagasaki Kunchi ist durch seine Dynamik und der Form der Wagen doch etwas Einzigartiges. Die Geschichte des Fests geht auf die erste Haelfte des 17. Jahrhunderts zurück, als das Land sich gerade gegenüber dem Westen abzuschließen begann und die Portugiesen und Spanier des Landes verwiesen wurden. Da das Christentum damals stark verbreitet war auf Kyushu, nutzte man das Nagasaki kunchi, um im Untergrund lebende japanische Christen (Kakure kirishitan 隠れキリシタン) aus ihren Verstecken zu holen. Zu Beginn der Festlichkeiten musste den Drachentaenzern Zugang zu den Privathaeusern gewährt werden unter dem Vorsatz der Segnung des häuslichen Bereichs. Tatsaechlich aber wurde dabei das jeweilige Grundstueck nach versteckten Kruzifixen und Altaeren durchsucht und die Christen hingerichtet. Diese Tradition der "Gartenschau" (O-niwamise お庭見せ) wird bis heute noch als reiner Ritus durchgeführt.

Die meisten der großen Festivalwagen sind kleinformatige Schiffsreproduktionen der damaligen japanischen, portugiesischen wie auch chinesischen Haendler, es werden aber auch große Trommeltuerme, wasserspeiende Walfische oder auch Glueckssymbole wie der Goldhammer des Gottes Daikokuten 大黒天 tanzend und singend durch die Strassen getragen.

Zug der als Portugiesen verkleideten Kinder:




Die portugiesische Karavelle:












Der Zug der Haendler:









—-- Artikel wurde erstellt auf meinem iPad

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